Samara Hersch & Lara Thoms

2018 weigerte sich die Schülerin Harper Neilson in Australien, für das Singen der Nationalhymne aufzustehen. Sie meinte, dass längst nicht alle Menschen auf diesem Kontinent frei wären, wie es die Hymne so eifrig behauptet. Dieser Ver­weigerungsakt löste eine nationale Debatte um die Bedeutung von Nationenbildung, Zugehörig­keit und Ausschluss aus.

Mit «Please Stand» schaffen Samara Hersch und Lara Thoms für diese Debatte eine Bühne. Mit drei jungen Erwachsenen und der Poetin Negar Rezvani – die aufgrund von Grenzrestriktionen nur digital anwesend sein kann – gehen sie der Mythenbildung um nationale Identität und Patrio­tismus auf den Grund. Warum besingen viele Staaten mit ihren Hymnen die Freiheit und schliessen dabei so viele Menschen aus? Und was bedeuten solche Hymnen heute vor dem Hinter­grund sich verändernder geopolitischer und ökologischer Realitäten? Wer ist «wir» und wer sind die «anderen»?

«Please Stand» ist das neuste Projekt des Künstlerinnen-­Duos, das mit jungen Menschen al­ternative Geschichten erforscht. 2019 waren Hersch und Thoms mit «We All Know What’s Happe­ning» am Theater Spektakel zu Gast und wurden mit dem ZKB Publikumspreis und dem ZKB För­derpreis ausgezeichnet. Nun sind sie zurück und laden dazu ein, darüber nachzudenken, bei wel­chen Hymnen noch zu stehen ist – oder eher zu sitzen, zu knien oder gar, wie der Schriftsteller Ocean Vuong vorschlägt, davonzulaufen. (af)